Frage:
Wie stehen Christen zu Transgender? Ich kann mich mit meinem angeborenen Geschlecht (weiblich) zu genau 0% identifizieren. Viele christliche Leute, die ich bis jetzt gefragt habe, sind transphob. Ich weiß, man soll sich in seinem Körper wohlfühlen und sich so annehmen, wie man ist, aber in meinem Fall ist das so gut wie unmöglich. Was soll ich jetzt tun?
Antwort:
Danke für dein Mail und dein Vertrauen. Wir sind vielleicht hier nicht ganz die kompetente Stelle, um dir echt gut zu raten, was du tun sollst. Ich kann nur versuchen, dir einfach ein paar Gedanken aus unserer christlichen Perspektive mitzugeben.
Ich kann mir vorstellen, dass das keine so angenehme Situation für dich ist. Du weißt, dass wir Christen überzeugt sind, dass Gott uns Menschen als Mann und Frau geschaffen hat und der Leib, den wir haben, zu uns gehört und daher kein Zufall ist. Und trotzdem geht dein Gefühl ganz woanders hin. Das ist echt nicht so leicht.
Wichtig ist, glaub ich, zu wissen, dass Gott mit jedem Menschen einen Plan hat und in jeder Situation mit uns geht. Und es ist wichtig zu wissen, dass wir nicht irgendwie sein müssen, um Gott zu gefallen oder „gut genug“ für ihn zu sein. Gott liebt dich, und möchte, dass du dein Leben so lebst, dass du – mit all deinen Voraussetzungen – glücklich wirst.
Oft sieht man heute nur 2 „Lösungen“, um mit der Frage nach Transgender umzugehen. Entweder man sagt, ich muss meinen Körper verändern, weil ich anders fühle. Oder man sagt, ich muss anders „fühlen“, weil ich eben einen bestimmten Körper habe. Beides funktioniert nicht so wirklich. Man weiß, dass das Umoperieren nicht glücklicher macht, und die Gefühle lassen sich auch nur sehr schwer verändern. Vielleicht gibt es aber auch eine dritte Möglichkeit, nämlich diese Spannung des „Nicht-Identifizieren-Könnens“ annehmen zu lernen. Im Christentum lernen wir von Jesus, dass Freiheit auch bedeutet, dem zuzustimmen, was wir nicht gewählt haben. Das klingt paradox, aber darin liegt sogar die Größe unserer inneren Freiheit. (Ich möchte dir da besonders ein Buch empfehlen: Die innere Freiheit, von Jacques Philippe.) Das ist kein Unterdrücken von Gefühlen, sondern ein tiefstes Annehmen des Gefühls und der eigenen Situation. Gott hat dich und dein Leben in der Hand. Er macht jede Sekunde, dass du lebst, dass du atmest. Er könnte alles verändern, aber er lässt uns manchmal in Situationen, die wir nicht ganz verstehen. Aber er mutet uns nie mehr zu, als wir tragen können.
Ich möchte dir sagen: Du bist MEHR als dein Geschlecht! Du bist ein Mensch, eine Person, die von Gott unendlich geliebt ist. Dein Leib, das bist du, genauso wie deine Gefühle du bist. Wenn diese beiden sozusagen im Streit miteinander sind, dann versuche, auch das als „du“ anzunehmen. Vielleicht kann sich dieser Zwiespalt verändern (ein Zeugnis dazu findest du z.B. auf der YOU!Website), vielleicht aber auch nicht. Aber du kannst mit deinem Leben und damit, wie du mit deiner Situation umgehst, zu einem starken Zeichen werden, dass Gott mit jedem von uns mitgeht und bei uns ist. Und das ist auf jeden Fall der Plan Gottes mit dir!
Für uns Christen gilt immer, dass nicht du etwas ändern musst in deinem Leben. Sondern übergib einfach Gott das Steuerrad in deinem Leben. Jesus ist uns dabei das Vorbild, als er gebetet hat: „Vater, nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe!“ Oder wie Maria, die Mutter Gottes gesagt hat: „Mir geschehe, wie du gesagt…“ Das ist sauschwer. Aber das ist unser Weg. Für jeden von uns. Und damit wir das sagen können, können wir Gott bitten, dass er uns die Gnade und die Kraft dazu gibt. Wir können das nicht aus unserer eigenen Kraft.
Uns ganzes Leben als Christen besteht darin, einfach alles vor Gott im Gebet hinzuwerfen. Gott hat versprochen, dass er unser Gebet hört und mit uns ist.