Frage:
Mein Freund und ich sind verlobt und wir möchten uns optimal auf die Hochzeit bzw. das Leben danach vorbereiten. Was ist dabei wichtig? Und wo können wir einen guten Kurs finden?
Antwort:
Großartig, dass ihr diesen Schritt machen und den „Bund fürs Leben“ schließen wollt. Was ist dabei wichtig? Naja, so ziemlich alles, denn es geht hier ja nicht um eine Urlaubsplanung, sondern um LEBENSLÄNGLICH.
Zuallererst: Wenn ihr kirchlich heiratet, holt ihr wirklich Gott in eure Ehe herein und ihr könnt mit Ihm rechnen. Mit dem Sakrament ist es aber wie mit einer riesigen Schatzkiste, die man auch öffnen muss. Der Trauschein ist kein Garantieschein, dass es auf jeden Fall klappt, sondern eine Voraussetzung, dass es klappt und wie ein ewiger Brunnen, aus dem ihr immer schöpfen könnt und müsst. Wie macht man das?
- Je größer ein Haus ist, desto tiefer ist sein Fundament. Euer Fundament ist tiefe, echte Freundschaft. Seid ihr die besten Freunde? Kennt ihr euch durch und durch? Wisst ihr, wie der andere in den wichtigsten Fragen des Lebens denkt? Das ist sicher wichtiger, als die körperliche Ebene. Viele gehen mit ihrem Verlobten schon eine sexuelle Verbindung ein, nicht nur, weil es ihrer Meinung nach „unvermeidlich“ ist und die Liebe ja schon so gut wie besiegelt ist (was sie nicht ist), sondern auch um herauszufinden, ob sie körperlich „zusammenpassen“. Dabei gerät jedoch ein wichtiger Teil der Lebensbereiche in den Hintergrund – die geistige Ebene. Dabei ist diese Ebene die Grundvoraussetzung, dass man – längerfristig – ein gemeinsames harmonisches Leben führen kann. Der körperlichen Ebene den Vorrang zu geben kann auch zu falschen Rückschlüssen führen, da man durch das enorm starke emotionale Band, das durch die sexuelle Verbindung entsteht, nicht mehr so klar sehen kann, ob es wirklich auch vernünftig ist, mit diesem Menschen einen lebenslangen Bund einzugehen. Wenn man aber im Denken und in den Ansichten im Großen und Ganzen in Harmonie lebt, dann wird die Harmonie auf körperlicher Ebene automatisch folgen. Paare, die sich den Sex überhaupt komplett bis zur Ehe aufsparen und sich auf geistiger Ebene gut vorbereitet haben, erleben dann keine böse Überraschung in der Hochzeitsnacht, sondern im Gegenteil: eine viel schöneres Erlebnis. Nehmt euch also wirklich genügend Zeit für diese geistige Vorbereitung. Sprecht viel miteinander. Nehmt euch viel Zeit, die großen Fragen des Lebens gemeinsam durchzuarbeiten. Nehmt euch dazu einen Tag Auszeit zu zweit und geht gemeinsam diese Punkte durch. Dabei werden ganz grundlegende Themen zur Sprache kommen, die man besser vor der Hochzeit klären sollte.
- Nehmt euch auch genügend Zeit für einen Vorbereitungskurs. Wenn eure Ehe ein Leben lang halten soll, genügt es nicht, einen Nachmittag lang ein paar Vorträge anzuhören. Die zeitlichen und finanziellen Ressourcen, die ihr dafür aufwendet, sind die beste Anlage, die ihr für eure Ehe machen könnt, und sind viel wichtiger als zB. ein toller Blumenschmuck auf eurer Hochzeitstafel. Auf diesem Portal findest du einige gute Kurse. Ganz speziell möchten wir den Kurs „Fit für Ehe“ empfehlen, der auch online gemacht werden kann.
- Nützt die Sakramente. Die Eucharistie ist DIE Kraftquelle schlechthin – vor und nach der Hochzeit. Nicht umsonst findet die Eheschließung meist auch im Rahmen einer Eucharistiefeier statt. Warum? Weil dort das Modell für Hingabe präsent wird – Jesus, der sich am Kreuz für die Menschen hingibt – lehrt uns, was wahre Liebe bedeutet: totale Hingabe; die Bereitschaft, mit seinem ganzen Leben für den anderen da zu sein; nicht so sehr zu schauen, was ich kriegen kann, sondern was ich geben kann…Gleichzeitig möchte sich Jesus in der Messe mit jedem einzelnen verbinden und jedem einzelnen und dem Paar Kraft und Frieden und Freude schenken. Auch das Hören des Wortes Gottes bei der hl. Messe kann einem Richtung und Klarheit geben. Da das Wort Gottes „lebendig“ ist, darf man immer darauf vertrauen, dass Gott ein spezielles Wort für jeden Menschen in der je eigenen Situation auf Lager hat.
- Auch die Beichte ist absolut lebensnotwendig für eine gelingende Ehe. Dort lernt man zu sagen: „Ja, ich habe Mist gebaut. Nicht immer bin ich im Recht. Ich brauche Hilfe. Ich möchte mich ändern.“ Ohne Verzeihen und Um Verzeihung Bitten kann keine Beziehung Bestand haben. Dazu hilft die Beichte, am besten regelmäßig, da man nicht nur immer wieder seine Lasten loswird, sondern auch Kräfte für das Gute bekommt. Ein zugemülltes, überladenes Auto kann schon auch fahren, aber es fährt (sich) viel besser, wenn es vom Ballast befreit und gesäubert ist.
- Gebet! Beten heißt, sich nicht mehr nur mit rein menschlichen Maßstäben einzukreisen, sondern seinen Geist „emporzuschwingen“, sich mit seinem Schöpfer zu verbinden. Dein Ehepartner ist nicht dein Gott. Dein Ehepartner kann dich letztlich nicht restlos erfüllen. Nur Gott kann es. Wer Gott ganz aus dem Spiel lässt, dem wird irgendwann die Kraft ausgehen. Beten heißt auch immer wieder das Unmögliche erbeten, wenn rein menschlich alles aussichtslos erscheint. Betet auch miteinander, und wenn es nur 1 Vater Unser am Tag ist. Paare, die miteinander beten, haben eine verschwindend niedrige Scheidungsrate.
- Versucht auch, euch immer wieder weiter zu bilden – durch Angebote im Internet (oder auch auf unserer Website), wie Podcasts, Youtube-Videos etc. Lest gute Zeitschriften und Bücher, besucht Kurse zur Vertiefung der Liebe, auch und gerade wenn ihr schon verheiratet seid. In jedem anderen Bereich gibt es Fortbildung. Warum nicht und gerade hier bei diesem so wichtigen Bereich des Lebens?
- Scheut euch nicht, bei anderen Ehepaaren „in die Schule“ zu gehen. Paare, die schon lange glücklich miteinander verheiratet sind, gibt es tatsächlich. Lernt von ihnen, fragt sie, was das Geheimnis ihres „Erfolges“ ist. Wenn ihr keine kennt, meldet euch, wir können gern einen Kontakt zu erfahrenen Paaren herstellen. Sie können euch auch helfen, wenn ihr schwierige Zeiten durchmacht, egal ob vor oder in der Ehe. Krisen kann es in jeder Beziehung geben, und da darf und soll man sich Hilfe holen. Das ist leichter, wenn man schon jemanden kennt und nicht dann erst zu suchen anfangen muss.
Tauscht euch auch mit gleichaltrigen Paaren aus, die in einer ähnlichen Situation stehen wie ihr. Auf Kana.at findet ihr ein großes Netzwerk an Veranstaltungen und Gemeinschaften für junge Paare und Familien (österreichweit). - Zu guter Letzt: Wenn ihr schon eine „gefühlte“ Ewigkeit verlobt seid – wartet nicht zu lange mit dem Heiraten. Sicher will man gut vorbereitet sein. Auch will man finanziell gerüstet sein. Aber wichtiger ist doch der Segen Gottes als eine Megahochzeit! Wenn es ernsthafte Gründe gibt, warum ihr noch nicht heiraten wollt, die nicht so schnell geklärt werden können, überlegt vielleicht, einen Dritten zu Rate zu ziehen (vielleicht euer Traupriester oder ein erfahrenes Ehepaar).
- Geheimtipp: Falls ihr schon eine sexuelle Beziehung lebt, versucht, bis zur Hochzeit darauf zu verzichten. Ihr werdet sehen, das Opfer lohnt sich. Seht es als Fastenzeit vor dem Osterfest, als Zeit der inneren Reinigung und Vorfreude. Durch diese Art zu fasten könnt ihr sicher sein, dass ihr noch mehr Gnadenschätze für eure Ehe erhalten werdet.
Alles Gute und Gottes Segen für euren weiteren Weg!