TEEN SPECIAL: Wie kann ich Freundinnen helfen, die Depressionen und Panikattacken haben?

Frage:

Ich habe einige Internetfreundinnen und sie erzählen immer über Panikattacken und Depressionen, die sie haben. Ich fühle mich immer komisch, weil ich diese Probleme nicht habe. Habt ihr vielleicht ermutigende Sachen, die ich ihnen antworten kann? Sie sind atheistisch und wissen, dass ich christlich bin.

Antwort:

Das ist gar nicht so einfach, wenn man immerzu von Problemen hört, die man selbst nicht nachvollziehen kann. Es ist aber echt toll, dass du deinen Freundinnen Mut machen möchtest, denn auf Dauer sind solche Schwierigkeiten sehr belastend.

Auch Probleme können zusammenschweißen, gerade wenn es sich um sehr ähnliche handelt. Da entsteht leicht eine Gruppe, in der man sich gegenseitig entweder aufbaut, oder aber auch sich immer weiter hochschaukelt, beziehungsweise runterzieht. Damit so etwas nicht passiert, kann es manchmal hilfreich sein, eine außenstehende Person hinzuzuziehen, die einen neutralen Blick auf die Dinge hat. Vielleicht bist du gerade in so einer Situation. Es kann sehr positiv sein, für dich und auch die anderen, wenn du als Ratgeber zur Seite stehst. Das kann aber auch schnell überfordernd sein. Wichtig ist, wenn du für deine Freundinnen da sein möchtest, dass du ihre Probleme nicht zu deinen eigenen machst – dich praktisch nicht zu sehr mit hineinziehen lässt. Denn dann bleibst du in der Rolle des neutralen Beobachters und kannst dich einschalten, wenn es gerade ein guter Zeitpunkt ist. Das Gute am Internet ist, dass man sich leichter distanzieren und zurücknehmen kann wie im „realen“ Leben.

Ich weiß nicht, ob du deine Internetfreundinnen auch persönlich kennst? Denn es ist oft schwer, sich nur über virtuelle Medien ein Bild von jemandem zu machen und diesen richtig einzuschätzen. Wie es jemandem gerade wirklich geht, kann man meist am besten beurteilen, wenn man sich „face to face“ gegenübersteht.

Es sind nämlich keine leichtzunehmenden Probleme, mit denen deine Internetfreundinnen zu kämpfen haben. Daher ist es sehr wichtig zu unterscheiden, ob es sich bei den Depressionen um eine diagnostizierte Krankheit handelt, die von einem Facharzt behandelt werden muss, oder ob es sich einfach um eine „Down-Phase“ handelt. Das fühlt sich ziemlich genauso schlimm an, ist aber nur vorübergehend und man braucht nicht unbedingt Medikamente oder eine Therapie. Das Gleiche gilt auch für die Panikattacken, von denen du schreibst. Man kann Angst vor etwas haben, auch sehr schlimme Angst, die aber nach dem gefürchteten Ereignis wieder verschwindet. Wenn diese Angst aber ausartet, immer wieder kommt und nur schwer oder gar nicht mehr zu bändigen ist, dann sollte man auf jeden Fall einen Arzt oder Therapeuten aufsuchen.

Wenn jemand in so einem „Loch“ gefangen ist, ist es schwer, das Schöne in der Welt zu sehen. Vielleicht hilft es deinen Freundinnen schon sehr, wenn sie sich schriftlich über ihre Probleme austauschen können. Es sollte aber nicht so sein, dass sie nur noch um diese Sorgen kreisen, vor allem wenn noch die anderen Freundinnen mit dazukommen.

Du kannst sie ja hin und wieder auf die Schönheit der Natur hinweisen. Denn ob gläubig oder nicht, die Schöpfung findet so gut wie jeder Mensch richtig schön. Wenn du ab und zu ein paar tolle Naturfotos verschickst, kann das schon sehr positive Auswirkungen haben. Oder wenn ihr euch einmal treffen solltet, könnt ihr bei einem Spaziergang zusammen den Auf- oder Untergang der Sonne anschauen. Zumindest geht es mir so, wenn ich über einen schönen Himmel oder den Sonnenuntergang, der sich in einem See spiegelt staune, dann vergesse ich alles andere um mich herum.

Vielleicht hast du schon einmal den Begriff „Wüstentage“ gehört. Das bedeutet im Prinzip, dass man sich für ein oder mehrere Tage zurückzieht, meist an einen anderen Ort und den Alltag komplett hinter sich lässt. Das hilft sehr, um Abstand zur derzeitigen Situation zu gewinnen und auf seine Sorgen wie aus der Vogelperspektive herabzublicken. Überschaubar und ohne mitten drin zu sein. Es kann deinen Freundinnen helfen, wenn sie sich nicht nur austauschen, sondern auch einmal Abstand gewinnen und alles ruhen lassen. Oft reicht es schon, wenn jemand weiß, dass wir gläubig sind, damit schöne und tiefe Gespräche entstehen. Viel mehr müssen wir oft nicht tun, als wie Christen zu leben und auch kein Geheimnis daraus zu machen. Wir sollten offen sein für die Menschen und ihre Sorgen und besonders für sie beten. Manchmal beten wir, als hätte es keine Auswirkungen, aber das Gebet ist so viel stärker, als wir oft denken.

Also ganz kurz zusammengefasst: Sei weiterhin für deine Freundinnen da. Höre ihnen aufmerksam und wertschätzend zu. Nimm sie ernst und zeige ihnen die schönen Seiten des Lebens. Ermutige sie, indem ihr gemeinsame Unternehmungen macht. Lenke sie hin zur „Vogelperspektive“, dass sie Abstand zum Alltag und ihren Problemen gewinnen. Und: Bete für sie, denn der liebe Gott kennt uns besser als jeder Mensch auf der Welt. Darum weiß er auch am besten, was richtig für uns ist. Er kann aus allem noch so Schlechten etwas Gutes machen.

Quelle: YOU!Magazin, Juli/August 2019, S. 36 | Text: YOU!Helpline
2024-01-22T12:27:21+01:00
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