Wie kann ich besser mit einem wütenden Kind umgehen?

Frage:

Ich bin Mutter von 3 Kindern. Ich liebe das Mama-Sein, aber besonders ein Kind, das recht cholerisch veranlagt ist, bringt mich manchmal an meine Grenzen. Wie kann ich ihm beibringen, mit seiner Wut umzugehen? Habt ihr auch Buchtipps?

Antwort:

Ich versteh Sie gut, und es gibt wirklich viele Situationen, in denen man zuerst Luft holen muss. Aber genau da lernt Ihr Kind von Ihnen. Es merkt, dass Mama sich ärgert, aber dann anders damit umgeht. Das ist dieser Raum zwischen dem Reiz und der Einübung der eigenen Reaktion.

Fragen Sie Ihr Kind in jeder Situation, was es eigentlich möchte. Was ist sein/ihr  eigentliches Bedürfnis dahinter? Ruhe, Hilfe, Gerechtigkeit… Es hilft oft schon, wenn sich das Kind bewusst wird, dass die Mama es verstehen möchte. Damit ist oft schon der erste Druck draußen. In der bedürfnisorientierten Kommunikation wird der Fokus auf das Bedürfnis dahinter gelegt.

Genauso bei Ihnen selbst. Warum ärgert Sie das Kind jetzt gerade damit? Was steht bei Ihnen selbst jetzt für ein beschnittenes Gefühl dahinter?

Wut ist im Prinzip ein guter Indikator – aber ein schlechter Leiter. Sie hat die Fähigkeit, primär nein zu sagen, und ist für die Abgrenzung wichtig.

Wenn ich wütend werde, wird irgendeines meiner Bedürfnisse gerade beschnitten. In der Autonomiephase mag es vielleicht etwas Irrationales sein, wenn das Kind wegen einer nicht gekauften Ananas am Boden liegend schreit.

Versuchen Sie zu beobachten, wann ihr Kind cholerisch reagiert? Eher prinzipiell oder im Umgang mit den Geschwistern, bei Müdigkeit…

Wenn Sie Ihrem Kind sein Verhalten spiegeln, kann es sich erkannt fühlen. Ihr Kind sieht, dass es in seiner Not gesehen ist.

In jeder hitzigen emotionalen Situation können Sie Ihrem Kind helfen, indem Sie ruhig bleiben und das versprachlichen, was es vielleicht gerade nicht kann: „Ich sehe, dass du dich gerade sehr ärgerst.“ Oder

„Deine Lehrerin traut dir viel zu. Ich glaub, das schaffst du.“

„Ich sehe, dass du dich wieder einmal über deinen Bruder ärgerst, aber er ist nun einmal jünger und versteht es nicht ganz, dass er nicht schlagen darf.“

Eine weitere Frage ist jetzt aber an Sie gerichtet: Warum ärgert sie dieses Kind mehr als alle anderen? Was löst diese Art in Ihnen aus?

Warum ist es für Sie unangenehm? Versuchen Sie Ihrem Kind auch Ihr Bedürfnis mitzuteilen: „Ich bin heute wirklich k.o., und ich brauche jetzt bitte etwas Pause.“

Kinder müssen in ihrer Entwicklung erst wahrnehmen, wie sie selbst sind oder ticken, ob sie die stillen vorsichtigen Gefühle haben oder Donnersöhne oder -töchter sind. Es ist eine Chance zu lernen, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, zu regulieren und gut mit sich selbst verbunden zu sein.

Vertiefend kann ich Ihnen gerne alles über bedürfnisorientierte Kommunikation empfehlen oder konkret:

Wie kommt der Zornaffe von der Palme?, Helga Kernstock-Redl

Erziehen ohne Auszurasten, Sheila McCraith

Eva Lindbichler

AUTORIN DES TEXTES:

Eva Lindbichler

verheiratet, 4 Kinder, pflegende Angehörige, Ordinationsassistentin, Neuhofen an der Krems OÖ

2023-03-24T12:28:11+01:00
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