Wie geht man als frischverheiratetes Paar mit einer Fern-Ehe um?

Frage:

Wie geht man als frischverheiratetes Paar mit einer „Fern-Ehe“ um – wenn man sich nur am Wochenende sehen kann? Welche Tipps habt ihr, insbesondere wenn ein Ehepartner sehr mit Einsamkeit zu kämpfen hat?

Antwort:

Ich stelle mir diese Situation – ein frischverheiratetes Paar zu sein und sich nur am Wochenende zu sehen – als ziemlich schwierig vor.

  1. Der erste und beste Tipp, der mir aus dem Stegreif einfällt, ist, sich die Möglichkeiten des – mittlerweile bei den meisten Arbeitgebern gängigen – Homeoffice zunutze zu machen. Wenn man sich abwechselt, könnte man auf diese Weise mehr Zeit bekommen, um sich länger als nur ein Wochenende lang zu sehen. Zu einer Ehe gehört nun mal der Alltag – das ist ein schwieriger, aber dennoch wichtiger Bestandteil der Ehe, eben „alles zu teilen in guten und schlechten Zeiten“.

Ich gehe davon aus, dass die Ehe nicht als Fernbeziehung geplant war und werde versuchen, ein paar Tipps aus dem Hut zu zaubern.

  1. Ein gutes tägliches Ritual ist hilfreich, um sich „dem anderen nahe“ zu fühlen, obwohl man es physisch nicht ist. Liebe kann dieses möglich machen, denn nur die Liebe stellt dieses Gefühl der Zugehörigkeit und Nähe her. Es gibt heutzutage Videoanrufe oder Facetime, sodass man sich nicht nur unterhalten, sondern auch sehen kann, vielleicht bei jedem Abendessen oder beim Frühstück. Versucht diese Austausch-Rituale regelmäßig aufrechtzuerhalten, damit das Wochenende nicht der einzige Moment bleibt, wo die gesamten Erlebnisse der Woche ausgetauscht werden.
  2. Intimität durch Teilhabe: Je mehr Dinge, Erfahrungen und Werte man miteinander teilt, desto mehr Intimität entsteht und zwar auf emotionaler, psychischer und geistiger Ebene. Wir können diese Intimität durch Empathie, Ermutigung am besten ausdrücken. Ich kann Empathie empfinden, wenn ich mich in den anderen hineinversetzte, aber auch, wenn ich den anderen gut kenne. Ich weiß welche Reaktionen er haben kann und weiß auch, wieso er auf dieser Weise reagiert.
  3. Der tägliche Besuch der heiligen Messe hilft vor allem demjenigen, der sich alleine fühlt. Wenn ihr beide die Messe besucht, kann euch das auch eine gewisse Nähe spüren lassen, und möglicherweise schenken euch die Lesungen oder Erfahrungen im Angesicht des Herrn auch ein geistiges Thema, über das ihr euch austauschen könnt.
  4. Sport machen als gute Ablenkung vor allem, wenn es der männliche Teil ist, dem die Sprache des Leibes im Sexualakt am meisten fehlt. Ablenkung hilft und zwar eine aktive Ablenkung, damit Glückshormone ausgeschieden werden. Das ist etwas, was auch in der Sexualtherapie und gegen depressive Verstimmung eingesetzt wird. Männer kommunizieren mehr auf körperliche Ebene, das entspricht mehr ihrer Fähigkeit, so wie wir Frauen unsere Gefühle eher in Worten ausdrücken können.
  5. Ein gutes soziales Netzwerk: Es ist wichtig, die Bedürfnisse nach Nähe und sozialem Miteinander dann auch bei Freunden und Familie zu suchen. Wir sind soziale Wesen und brauchen den realen Kontakt zu anderen Personen. Es ist die beste Zeit, also die Zeit mit der besten Freundin/dem besten Freund/Familie zu vertiefen. Hier meine ich natürlich den besten Freund ODER Freundin. Es sollte ein Freund vom gleichen Geschlecht sein und nicht die Gefahr einer neuen Partnerschaft in sich bergen. Die sozialen Kontakte, die eine gewisse Tiefe haben, können durchaus eine Fülle bringen und das Gefühl der Einsamkeit mindern.
  6. Zu guter Letzt plant eine gemeinsame Zukunft am gleichen Ort: das bedeutet, eurer Ehe die richtige Priorität einzuräumen.

Vom Herzen wünsche ich euch, dass ihr in dieser Zeit in eurer Beziehung gestärkt werdet!

Anna Spandri

AUTORIN DES TEXTES:

Anna Spandri

verheiratet, Mutter von 12 Kindern,
Sexualpädagogin ESSP,
Akad. Referentin für Theologie des Leibes, München

2023-11-23T10:52:24+01:00
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