Was tun mit dem Trieb?

Frage:

Was tun mit dem Trieb?
Was ist der Unterschied zwischen Begehren und Begierde?
Und was kann ich tun, wenn ich mich zu jemandem hingezogen fühle, der eigentlich Tabu ist?

Antwort:

Diese Frage und ihre Antwort sind sehr entscheidend – letztlich für ein glückliches oder ein miserables Leben.

Man könnte „Begehren“ auch mit „sexueller Sehnsucht, Lust oder Trieb“ bezeichnen. Der große Unterschied ist wohl der, dass das eine (die Sehnsucht) angeboren ist, die Begierde nicht. Für das eine (die Sehnsucht) bin ich nicht verantwortlich, weil sie in mich hineingelegt ist, für das andere (die Begierde) sehr wohl, da ich einen freien Willen habe und mich immer entscheiden kann (ein Tier kann das nicht). Es hängt von mir ab, was ich mit dem (angeborenen) Trieb, der eine Sehnsucht nach Vereinigung ist, mache. Wie ich damit umgehe, bestimmt, ob ich ein glückliches und freies oder ein Leben in (innerer) Gefangenschaft lebe. Denn wer seinen Trieben blind und stets folgt (ohne Verantwortungsgefühl), ist eigentlich Sklave seiner Triebe, wird von ihnen ge-trieb-en.

Aber nicht nur, dass man selber dann darunter leidet (und unglücklich wird), sondern es wird immer auch ein zweiter Mensch in Mitleidenschaft gezogen (und unglücklich gemacht). Denn Sexualität ist immer auf einen anderen Menschen bezogen. (Bei der Selbstbefriedigung letztlich auch, denn auch wenn man das an seinem eigenen Körper macht, schädigt das die Beziehung, in der du momentan stehst oder einmal stehen wirst, abgesehen davon, dass es dich selbst nicht froh und frei macht).

Wie soll man also mit seinen Trieben umgehen, um nicht unglücklich oder versklavt oder einsam zu enden?

Dazu müssen wir Denjenigen fragen, der den Trieb, die Sehnsucht nach Vereinigung in uns hineingelegt hat:

Gott sagt einerseits: „Seid fruchtbar und mehrt euch!“ (Genesis 1,28). Das ist sein erster Auftrag an die Menschen, nachdem er sie gesegnet hat. Die Fruchtbarkeit (Offenheit für Leben) ist also einerseits entscheidend, wenn man die Sexualität als erfüllend erfahren will.

Aber es gibt noch mehr:

Wenn es stimmt, dass Gott alles erschaffen hat, und wenn es stimmt, dass Gott die Liebe ist, und wenn es stimmt, dass Gott uns als sein Abbild geschaffen hat (vgl, Genesis 1,27), dann sind auch wir dazu bestimmt, immer mehr zu wirklich Liebenden zu werden. Aber wie sieht wirkliche Liebe aus? „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt,“ sagt Jesus im Johannesevangelium (Johannes 15,13). Die Liebe, die also echt ist, ist Hingabe, nicht Besitzergreifen.

Die Begierde möchte das Gegenteil: Haben-Wollen. Wir Menschen haben die Freiheit, den Menschen, der für mich anziehend ist, als ganze Person zu sehen – mit allem, was er ist –  und entsprechend zu handeln ODER nur seinen sexuellen Wert oder seine Körperteile, die mich sexuell erregen – und entsprechend zu handeln.

Jeder Mensch hat jedoch eine unendliche Würde, d.h. wer zu einem Objekt der Begierde herabge-würd-igt wird, erfährt einen „Missbrauch“ in gewissem Sinn, denn er wird benutzt und nicht geliebt. Der Würde des Menschen verlangt jedoch, dass er als ganze Person gesehen und geliebt wird.

Was soll man also tun, wenn man die sexuelle Sehnsucht in sich aufsteigen spürt?

Nur wegschauen oder dieses Gefühl unterdrücken? Das wäre fatal.

Dem Drang nachgehen und versuchen, diese Person ins Bett zu bekommen? Noch fataler.

Es gibt einen dritten Weg: Zuerst versuche, diese Person nicht nur als „Summe“ von attraktiven (äußeren) Körperteilen zu sehen sondern als wirkliche Persönlichkeit mit ihrer eigenen Geschichte, ihrer Gefühlswelt, ihren Träumen. Sie ist ein geliebtes Kind ihrer Eltern (wenn das nicht der Fall ist, dann ist sie auf jeden Fall ein unendlich geliebtes Kind Gottes).

Wenn sie noch dazu „vergeben“ ist (also zu jemand anderem gehört), ist sie die Geliebte oder die geliebte Frau von jemandem. Sie ist einfach nicht für mich zu haben. Und so könnte ich letztlich nicht mit ihr glücklich werden.

Dann – sag Danke! Danke Gott für die Schönheit dieser Person und dass sie dich an deine Berufung erinnert: zu lieben, dein Leben hinzugeben, dein Lebenskraft einzusetzen FÜR jemanden.

Frage dich also in diesem Moment: Wo kann ich etwas Gutes für jemand anderen tun? Wo kann ich mich für jemanden einsetzen?

Du wirst sehen, auch wenn du zunächst meinst, selber zu kurz zu kommen, wirst du eigentlich sehr reich beschenkt – v.a. aber mit innerer Freude und Freiheit.

Ein guter Tipp: Bitte deinen Schutzengel oder auch den hl. Josef, Wächter deines Herzens zu sein. Sie werden dir helfen zu lernen, immer echter zu lieben.

Das funktioniert übrigens auch bei schönen Menschen, die du auf Plakatwänden oder im Internet siehst:

1. Stell dir vor, wie diese Person von ihren Eltern oder Geschwistern geliebt wird und gibt ihr einen Namen.
2. Danke Gott für die Schönheit dieser Person.
3. Danke Gott für diese Erinnerung an deinen Auftrag: dein Leben für andere einzusetzen.
4. Dann mach sofort eine kleine gute Tat.

Du wirst sehen, wie sich dein Leben zum Besseren, Schöneren ändern wird.

Text: Maria, verheiratet, Mutter von 6 Kindern
2023-10-09T11:56:52+02:00
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