Egal ob wir viel oder wenig am Konto haben – das Thema Geld ist oft die Ursache vieler Konflikte oder ständigen Streits. Für John M. Gottman, einen der führenden Wissenschaftler in Sachen Ehe und Familie, weist dieser Streit auf ein tieferliegendes Problem hin, denn Geld symbolisiert für ihn emotionale Bedürfnisse wie Sicherheit und Macht, aber auch Freude und Wohlergehen, und daher werden wir emotional, wenn jemand, selbst der Ehepartner, am „persönlichen Wertesystem“ rüttelt.
Bei jungverheirateten Paaren, so Gottman, haben sich finanzielle Streitfragen noch nicht so etabliert und sind leichter zu lösen als bei langverheirateten, bei denen gewisse Themen dann schon so festgefahren sind, dass es schwieriger wird, Lösungen zu finden. Deshalb ist es gut den Umgang mit Geld in der Ehe schon früh, bzw. schon in der Verlobungszeit, bewusst zu einem Gesprächsthema zu machen.
In seinem Buch „Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe“ schlägt Gottman vor, „mit klarem Kopf“ ein „durchdachtes Budget“ zu planen. Er gibt dazu ein paar einfache Schritte als Hilfe an, unterstreicht aber gleich zu Beginn, dass die Budgetplanung auf jeden Fall Teamarbeit des Ehepaares sein muss. Beide Ehepartner sollen sich einbringen und ihre Bedürfnisse und Wünsche offen sagen können.
Gottman schlägt folgende Schritte vor:
Schritt 1: Listen Sie Ihre derzeitigen Ausgaben der vergangenen 6 Monate auf
Dazu gehören: Essen, Miete, Heizung, Auto, …aber auch Verabredungen, Erholung, Geschenke, Spenden etc.
Schritt 2: Organisieren Sie die alltäglichen Finanzen:
- Markieren Sie alle Ausgaben ihrer Liste (von Schritt 1), die sie für unerlässlich für Ihr Glück und Ihr Wohlbefinden halten.
- Schauen Sie sich Ihre gesamten Einkünfte an und entwerfen Sie einen Budgetplan, der alle alltäglichen Ausgaben, aber auch die für Sie notwendigen Dinge abdeckt. Hilfreiche Links zur Budgetplanung sind z.B.:
Wie berechne ich mein Budget?
Haushaltsbudget richtig planen
Eine App-Empfehlung wäre z.B.:
Unser Haushaltsbuch (im Google Playstore)
Wichtig ist hier, dass jeder der beiden Partner das Gefühl bekommt, nicht zu kurz zu kommen, sodass in einem „Kompromissbudget“ ein guter Teil der Wünsche und Bedürfnisse des einzelnen gedeckt werden (siehe auch Beispiel unten).
- Legen Sie sich eine Strategie zurecht, nach der Sie die Rechnungen regelmäßig zahlen, und setzen Sie fest, wer, wann und in welcher Weise (mit Abbuchung, Onlinezahlung etc.) das durchführt.
- Vergleichen Sie ihre beiden Listen und Vorschläge miteinander und finden Sie eine gemeinsame Strategie. Suchen Sie nach gemeinsamen Grundlagen. Setzen Sie sich nach ein paar Monaten wieder zusammen, um Ihren Plan noch einmal zu prüfen – ob er für beide praktikabel ist.
Schritt 3: Planen Sie Ihre finanzielle Zukunft
- Schreiben Sie auf, wie Sie sich Ihr Leben in 5, 10, 20 oder 30 Jahren vorstellen bzw. was Sie befürchten. Was möchten sie in diesen Jahren finanziell erreicht haben?
- Langfristige finanzielle Ziele: Was wünschen Sie sich am meisten in der fernen Zukunft? Was befürchten Sie am meisten? (z.B. Wochenendhaus, großzügige Rente…)
- Vergleichen Sie Ihre Listen: Gibt es Übereinstimmungen? Diskutieren Sie Perspektiven.
- Entwurf eines langfristigen Finanzplanes bzw. eines „Abkommens“, um Ihre Ziele zu erreichen. Überprüfen Sie diesen Plan zusammen 1x im Jahr.
Ein Beispiel, wie eine gemeinsame Budgetplanung helfen kann, ein immer wiederkehrendes Streitthema aufzulösen:
Sie liebt es, ins Fitnessstudio zu gehen und sich hie und da chic einzukleiden.
Er hält das für unnötig und geht lieber mit seinen Freunden essen. 2x im Jahr Skiurlaub will er auch nicht missen. Sie hält das alles für Geldverschwendung. Beide fühlen sich in ihren Wünschen eingeschränkt und es kommt ständig zu Streit.
Lösung: Beide bringen ihre Wünsche auf den Tisch. Ebenso ihre Gesamteinkommen und Gesamtausgaben. Sie legen 3 Sparbücher an: eines für sie, eines für ihn und ein gemeinsames Sparbuch, auf das sie regelmäßig einen gewissen Betrag für die Schulausbildung der Kinder oder sonstige größere Aufwendungen, die beide betreffen, einzahlen. Ihre eigenen Wünsche bestreiten sie durch die eigenen Sparbücher, auf die sie aus ihren je eigenen Einkommen einen eigens festgesetzten Betrag einzahlen.
Wenn ein Paar ein gemeinsames Konto hat und es nur einen Verdiener gibt, wäre es eine Idee, ein eigenes Subkonto für jeden von ihnen zu eröffnen, aus dem man seine eigenen Wünsche verwirklichen kann, ohne den Partner darüber informieren oder ihn fragen zu müssen. Dazu gilt es auch einen realistischen Betrag festzusetzen, der automatisch jeden Monat auf das Subkonto überwiesen wird.
Wie auch immer man das handhabt, wichtig ist, dass jeder seine Wünsche auf den Tisch bringt und dass man gemeinsam als Team an einem Plan arbeitet, den beide akzeptieren können – auch wenn er nicht alles, was man sich wünscht, sogleich ermöglicht.