Frage:
Es gibt einen Jungen, den ich sehr mag. Allerdings hatten wir eine massive Auseinandersetzung bezüglich Homoehe und Homosexualität, sodass wir jetzt nicht mehr so miteinander reden können. Ich hoffe, dass wir uns wieder verstehen. Wie soll man sich als Christ gegenüber Homophobie äußern?
Antwort:
Ich bin jetzt nicht ganz sicher, aber ich hab deine Frage so verstanden, dass er in eurer Auseinandersetzung für die Homoehe war und nicht verstehen konnte, warum du als Christ dagegen bist. In dieser ganzen Diskussion stehen wir Katholiken vor der Herausforderung, dass die Kirche das „Ausleben von Homosexualität“ als „Sünde“ sieht, genauso wie sie übrigens auch allgemein „Sex außerhalb der Ehe“ von einem Mann und einer Frau für nicht richtig sieht. Gleichzeitig aber verurteilt die Kirche niemals den Menschen, der so empfindet oder lebt. Von der heutigen Gesellschaft wird das jedoch als Diskriminierung der Menschen mit homosexueller Neigung empfunden und man beschimpft die Kirche als „homophob“, ohne sich wirklich mit der Meinung der Kirche auseinanderzusetzen. Aber warum ist die Kirche gegen die Homoehe? Warum ist sie gegen das Ausleben der homosexuellen Neigung?
Der wichtigste Grund ist, dass Gott – und somit die Kirche – möchte, dass jeder Mensch glücklich wird. Und es geht allein darum! Jeder Mensch ist zum unendlichen Glück bestimmt, egal welche Neigung er verspürt. Die Kirche ist aber einfach der Meinung, dass es einen nicht so zum Glück führt, wenn Sexualität gegen unsere Natur und unseren Leib ausgelebt wird. Die Natur und unser Leib sind aber darauf ausgerichtet, dass Sex die Vereinigung von Mann und Frau bedeutet. Eine gleichgeschlechtliche körperliche „Vereinigung“ gibt es einfach von der Natur her nicht.
Jeder kann natürlich sagen, ich bin nicht dieser Meinung. Ja, und jeder soll so leben, wie er möchte. Es gibt viele Meinungen und Lebenskonzepte. Aber in dieser ganzen Diskussion geht es darum, dass man der Kirche auch die Meinung zugestehen sollte, dass sie von dem Lebenskonzept überzeugt ist, dass jemand, der sich aus welchen Gründen auch immer innerlich zum selben Geschlecht hingezogen fühlt, in seinem Leben mehr das Glück findet, wenn er enthaltsam lebt, d.h. seine Sexualität nicht auslebt. Das hat nichts mit „Homophobie“ zu tun, sondern ist ein Vorschlag, wie die Kirche glaubt, dass man glücklich wird.
Und es gibt viele Menschen mit homosexueller Empfindung, die so leben möchten, wie die Kirche es vorschlägt. Wer ein anderes Lebenskonzept hat, der ist frei, sein Leben anders zu leben. Die Kirche schlägt wie gesagt ja auch vor, mit Sex bis zur Ehe zu warten, weil sie sagt, dass Sex und Ehe zusammengehören bzw. dass Sex der „Ausdruck für Ehe“ ist. Für die Kirche ist Ehe das, dass ein Mann und eine Frau so eins werden, dass daraus ein neues Leben entsteht. D.h. wenn ein Mann mit einer Frau schläft, sagt er mit seinem Leib nichts anderes als: „Ich heirate dich!“
Sex ist für die Kirche also so direkt mit der Ehe gekoppelt, dass das auch der Grund ist, warum die Kirche sagt, dass es die Homo-Ehe“ vom Begriff her gar nicht geben kann. Denn die ergänzende Vereinigung und die Fruchtbarkeit sind nicht da, und damit ist auch das Wesen der Ehe nicht da. Wie gesagt, wenn jemand das nicht so leben möchte, ist das seine Sache. Aber es geht hier um das Lebenskonzept und das Verständnis, was die Ehe ist. Kardinal Schönborn hat einmal gesagt, man soll die Dinge beim Namen nennen und nicht ein Quadrat als Kreis bezeichnen. Bei der Diskussion um die Homoehe kommt aber zudem noch dazu, dass es nicht mehr nur um die beiden Partner geht, sondern dann auch um die Kinder. Denn da hat auch die Gesellschaft eine Verantwortung. Und man weiß, dass es für eine gesunde Entwicklung eines Kindes wichtig ist, bei seinen Eltern, bei seinem Vater und seiner Mutter aufzuwachsen. Natürlich ist es erlaubt, auch darüber zu diskutieren. Aber es gibt viele Gründe und Studien, die gerade in diesem Punkt der Kirche recht geben. Wenn also jemand einen Christen „homophob“ bezeichnet, dann ist das nicht zielführend für eine echte und ehrliche Diskussion.
Nun zu deinem Schwarm… Ich würde gar nicht groß diskutieren, wer Recht hat, sondern sagen, dass Christen für jeden Menschen wollen, dass sie ihr Glück finden und dass man der Kirche in diesem Punkt einfach ihre Ansicht für ein geglücktes Leben lassen muss. Das ist auch das grundlegende Recht auf freie Meinung und auf Religionsfreiheit. Papst Franziskus hat übrigens gesagt, dass wir nicht diejenigen sind, die andere verurteilen können oder dürfen. Aber wenn jemand wissen will, was die Kirche darüber denkt und vorschlägt, dann soll man auch diese Meinung respektieren. Das wäre schon mal ein Anfang für ein gegenseitiges Verständnis. Und dann können Versöhnung und Freundschaft wieder beginnen zu wachsen, auch wenn man nicht überall einer Meinung ist. Das wünsch ich dir auf jeden Fall!