Reinhard, heute 25, aus Wiener Neustadt hat uns seinen Weg zum Glauben geschickt.
Ich bin ohne Vater aufgewachsen. Auch wenn mir meine Mutter immer sehr zur Seite gestanden ist, sehnte ich mich nach einem klassischen Familienverhältnis. Als ich älter wurde, verstand ich immer weniger das verbreitete Beziehungsmodell, wo der jeweilige Partner jederzeit einfach wie ein Möbelstück ausgetauscht werden kann. Ich hatte am eigenen Leib in meiner Familie erfahren, welche Auswirkungen das hat und mir wurde klar, dass die viel propagierte „Freiheit“ zwangsläufig zu Leid führt – bei einem selbst, dem Partner oder den Kindern. Also beschloss ich, einen anderen Weg zu gehen.
In der Beziehung mit meiner Partnerin haben wir immer Ehrlichkeit, Respekt und Treue großgeschrieben und nach einiger Zeit war klar, dass wir diese Liebe in der Ehe bekräftigen wollten. Mit der Verlobung stellte sich zwangsläufig auch die Frage, ob wir kirchlich heiraten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mit der Kirche nicht viel am Hut – in meinem Umfeld waren kaum Katholiken, meine Mutter hat sich viel mit Esoterik und Buddhismus beschäftigt und ich probierte verschiedene spirituelle Richtungen aus und verbrachte auf meiner Sinnsuche oft Stunden mit Meditation und Yoga. Die Kirche war – so schien es mir – eher zu einer „NGO“ geworden, die so verzweifelt versucht, sich dem Zeitgeist anzupassen, dass sie oft selbst nicht mehr weiß, was sie glaubt.
Als jedoch der Hochzeitstermin näher rückte, konnte ich nicht leugnen, dass mich irgendetwas am christlichen Glauben faszinierte. Ich begann, bei Wanderungen vor Marterln am Wegrand kurz innezuhalten, las Bücher von christlichen Autoren und besuchte auch, zum ersten Mal in meinem Leben, einen Sonntagsgottesdienst. Schlussendlich stimmte ich einer kirchlichen Trauung zu. Beim ersten Trauungsgespräch wollte ich unbedingt mehr über die katholische Weltsicht erfahren und der Herr Pfarrer gab mir den Jugendkatechismus, den Youcat, zum Lesen mit.
„Was ich im Jugendkatechismus las, faszinierte mich.“
Dieses Buch sprach mir aus der Seele und faszinierte mich durch diverse, für mich neue Einblicke. Der in diesem Buch beschriebene Glaube war ganz anders, als ich mir die Kirche bisher vorgestellt hatte – er war selbstbewusst, mutig und doch barmherzig und liebevoll. Aus den sporadischen Gottesdienstbesuchen wurden wöchentliche. Aus dem Innehalten wurden Gebete und anstatt Bücher über die Heilige Schrift zu lesen, begann ich, die Heilige Schrift selbst zu lesen. Je mehr ich mich mit dem Glauben beschäftigte, desto faszinierter war ich. Mein Herz sagte mir: „Da gehöre ich hin!“ und schließlich wurde ich in der Osternacht getauft.
Heute, drei Jahre später, kann ich jedem nur ans Herz legen, Jesus Christus und seiner Kirche eine ernsthafte Chance zu geben. In meinem Leben hat sich so viel geändert: Ich konnte Kontakt zu meinem Vater aufnehmen und Frieden schließen. Der Rosenkranz ist mein treuer Begleiter geworden und ich schöpfe unendlich viel Kraft aus der regelmäßigen Beichte und der Heiligen Messe. Nun erwartet meine Frau unser erstes Kind und ich kann gar nicht in Worte fassen, wie schön es ist, eine echte Familie zu leben.
Für mich ist es ein eindrucksvolles Zeichen von Gottes Liebe, dass er mich durch kleine Hinweise und Lebenswendungen zum Glauben geführt hat. Ich bin überzeugt: Egal, was im Leben auch noch auf mich zukommen mag, ich kann mich immer auf Gott verlassen.