Debbie kennt ihr vielleicht noch aus früheren Ausgaben des YOU! Magazins. Mittlerweile ist sie seit einem halben Jahr mit Phillip verheiratet – time flies… Ich durfte die beiden fragen, wie sie sich kennen – und lieben gelernt haben und mich dabei für meine eigene Verlobungszeit neu inspirieren lassen.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Phillip: Debbie und ich haben uns vor dreieinhalb Jahren in der KHG Wien kennengelernt, einem coolen Studentenheim im ersten Bezirk. Ich hatte dort schon etwa 3 Jahre gewohnt und hatte gerade meinen Bachelor abgeschlossen, als wir uns auf einer Party in unserer Jungs-WG kennenlernten. Ich fand Debbie von Anfang an sehr interessant – super intelligent, fesch, sehr lebendig, und sie hatte einfach eine besondere Ausstrahlung. Trotzdem war es keine „Liebe auf den ersten Blick“, wie wir es vielleicht aus Hollywoodfilmen kennen. Ein großer Haken war nämlich, ich wusste, dass ich innerhalb des nächsten Jahres Wien für einen Master im Ausland verlassen wollte, und womöglich nicht mehr zurückkehren würde. Ich hatte schlechte Erfahrungen mit Fernbeziehung gemacht und wollte einerseits mich selbst schützen, andererseits auch niemanden verletzen. Gott hatte aber einen größeren Plan. Bei den nächsten beiden Treffen haben wir unsere ersten längeren Gespräche geführt und ich habe schnell gemerkt: „Wow, dieses Mädel hat so eine unglaubliche Tiefe und brennt so für Jesus!“ Ich bin immer neugieriger geworden, und so haben wir uns ab da regelmäßig getroffen und einfach geredet. Es war eine intensive Zeit des Kennenlernens, in der wir eine tiefe, wunderschöne Freundschaft entwickelt haben.
Wann war für euch klar, dass der andere der Richtige ist, und wie habt ihr das herausgefunden?
Phillip: Das Wissen, dass Debbie die Richtige ist, hatte ich schon früh. Für mich war in erster Linie wichtig, dass wir die gleichen Werte und eine Vision und Ziele für das Leben teilten – in aller erster Linie natürlich auf Gott und die Nachfolge Jesu. Dass dies bei Debbie so war, war schon nach wenigen Wochen klar. Wir haben uns dennoch drei bis vier Monate Zeit gelassen, bevor wir die Entscheidung für eine Beziehung gefällt haben. Bald würde ich für ein Jahr nach London ziehen und wir wussten, dass es nicht leicht sein würde. Ich habe aber in dieser Zeit viel gebetet und reflektiert, und es war für mich dann sehr klar. Durch das Gebet hatte ich einen großen inneren Frieden, dass alles gut werden würde und wir uns keine Sorgen machen müssten.
Debbie: Wir waren beide eigentlich recht schnell, recht begeistert voneinander. Wir haben uns aber sehr aktiv dazu entschieden, erst viel freundschaftlich zu unternehmen und trotzdem noch nicht voll auf der körperlichen Ebene einzusteigen. Dadurch frei zu bleiben von extrem großer Verliebtheit. Uns war schon vor der Beziehung klar, dass es ein Potential für die Ehe ist, und das war für uns auch die Bedingung zusammen zu sein. Wir waren zusammen, weil wir einander heiraten wollten.
Viele Paare ziehen da auch schon in eine gemeinsame Wohnung. Ihr wolltet aber noch nicht vor der Hochzeit zusammenziehen.
Phillip: Für uns war klar, dass wir mit dem Zusammenziehen bis zur Ehe warten wollten. Es wäre zwar sehr praktisch gewesen, vor allem in unserem zweiten Beziehungsjahr, als wir nach München gegangen sind: Wir hätten uns viel Miete gespart und nicht 45 Minuten durch die Stadt fahren müssen, um uns zu sehen. Aber gleichzeitig wussten wir: Diese intensive Gemeinschaft, das gemeinsame Haushaltführen, dieses voll und ganz Beieinander-Sein und sich binden – das wollten wir uns für die Ehe aufheben. Die Verlobungszeit dient der Prüfung und der tiefen Vorbereitung des eigenen Herzens auf die Ehe. Dafür wollten wir ganz frei sein.
Debbie: Das liegt sicher auch daran, dass wir uns entschieden haben, mit Sex bis zur Ehe zu warten, und das war für uns beide auch von Anfang an klar. Sonst lebt man wie WG-Partner, man darf sich nicht nackt sehen, man muss immer in einem anderen Zimmer schlafen… Das ist eine gewisse Unnatürlichkeit und Widerspruch. Wir würden etwas leben, das wir noch nicht sind. Wir glauben, dass Zusammenwohnen auch von Gott her eine Intimität ist, die für die Ehe bestimmt ist. Wenn man eh schon zusammengezogen ist, eh schon alles gemacht hat, was ändert sich dann? Ich hab es schön gefunden, dass wir uns ganz frei füreinander entscheiden konnten.
Wie habt ihr euch für euer endgültiges JA zueinander vorbereitet?
Phillip: Unsere Ehevorbereitung bestand aus drei Teilen: 1. Ein Ehevorbereitungsseminar (von Liebe Leben), 2. Gesprächsabende mit einem Ehepaar mit 5 Kindern und 3. Vorbereitungsgespräche mit Priestern. Die ersten beiden Bestandteile gingen sehr auf unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten, Prägungen und Verletzungen ein. Hier ging es auch viel um praktische Dinge, zum Beispiel: Was erwarte ich vom anderen im Haushalt, wie gestalten wir unsere Freizeit, wie oft wollen wir unsere Familien und Freunde sehen etc.? Bei den Gesprächen mit den Priestern haben wir mehr über die Berufung zur Ehe gesprochen, ihre Bedeutung und wie wir unsere Ehe auf Gott ausrichten können. Ich bin rückblickend sehr froh, dass wir eine sehr umfangreiche Ehevorbereitung hatten.
Debbie: Das waren alles sehr, sehr wertvolle Sachen und ich würd wirklich jedem ans Herz legen, wenn es soweit ist, die Ehevorbereitung wirklich ernst zu nehmen und sie neben der Hochzeitsplanung nicht zu kurz kommen zu lassen. Natürlich kommen viele Dinge erst später auf und man kann nicht alles vorbesprechen. Aber man wird an das Große herangeführt, was die Ehe eigentlich ist.
Wie ist es jetzt? Wo merkt ihr, dass es schwieriger ist als unverheiratet? Was ist das Schönste am Verheiratet Sein?
Phillip: Es ist das schönste Geschenk. Wir haben dieses erste halbe Jahr sehr genossen – diese ungeteilte Zweisamkeit, eine Wohnung zu teilen, in allem eine Einheit zu sein. Wir sind als Ehepaar dazu berufen, einander auf dem Weg zur Heiligkeit zu helfen. Dazu brauchen wir sowohl ein starkes eigenes Gebetsleben, aber auch den Aufbau der gemeinsamen Spiritualität finde ich besonders schön. Wir nutzen den Sonntag, um gemeinsam zu beten, in der Bibel zu lesen, geistlichen Input zu bekommen und zu reflektieren. Die Zeit zu reflektieren, wie es uns im Inneren geht, in unserer Ehe und wie wir wachsen können, muss man sich bewusst nehmen und das ist schwieriger als davor.
Debbie: Also ich find’s extrem schön verheiratet zu sein, man gehört einfach zusammen. Man ist ein fixes Team und ermutigt sich gegenseitig im Glauben. Man lebt nicht mehr zwischen Tür und Angel und sieht sich nicht mehr nur zu bestimmten Zeiten, sondern man ist wirklich eine Einheit. Schwieriger ist vielleicht, dass man manchmal im Alltagstrott steckt. Die Zeit rauszunehmen, auf ein Date zu gehen, auch wenn genug zu tun wäre. Uns ist wichtig, dann einfach da zu sein, die Ehe wahr- und ernst zu nehmen und den Alltag links liegen zu lassen.