Auch wer regelmäßig zur Beichte geht, kann bemerken, dass man bei gewissen Sünden, einfach auf der Stelle zu treten scheint. Die Beichte ist ja dazu da, dass wir unser Leben erneuern und Kräfte für das Gute sammeln. Was, wenn es mir einfach nicht zu gelingen scheint, von Pornografie loszukommen? Was, wenn man einfach kein Vorwärtskommen sieht?
Fr. Sean Kilcawley ist Priester der Diözese Lincoln/USA und hilft speziell Menschen, die an Pornografiesucht leiden. Er sagt zu diesem Thema, dass wir uns 3 Fragen stellen sollen:
- Wie beichte ich?
- Wie lebe ich?
- Was bin ich bereit zu tun?
Zur 1. Frage: Wie beichte ich?
Wir sollen die Dinge wirklich beim Namen nennen. Priester hören in der Beichte alle Sünden, die es gibt, und es kann sie nichts schockieren. Sag auch, wie oft und wie lange du da Pornos geschaut hast. Um die Barmherzigkeit des Sakraments zu erfahren, die unser Herz umwandeln kann, müssen wir auch unser ganzes Herz geben. Wenn man z.B. bestimmte Fernsehsendungen oder Filme mit erotischem Inhalt (auch wenn es keine Pornofilme an sich sind) bewusst anschaut, um sich zu erregen, fällt das da hinein. Meist möchte man auch anderen gegenüber nicht die Wahrheit sagen („Warum bist du heute so müde?“ – „Ich habe die ganze Nacht lang studiert…“ – dabei war es Pornografie, die du die ganze Nacht angeschaut hast). Auch diese Lügen gehören in die Beichte.
Bei all dem verzweifle nicht! Glaube, dass Gott dich heilen kann.
Zur 2. Frage: Wie lebe ich?
Wir sprechen vielleicht täglich viele Gebete oder machen religiöse Übungen. Das alles hilft uns, die Reinheit zu bewahren. Wenn diese Herzensreinheit aber einmal abhanden gekommen ist, wenn wir sozusagen „stark verwundet“ sind, genügt es nicht, nur zu beten. Wir müssen weit mehr tun. Wir können dann z.B. nicht mehr wahllos Filme oder Serien schauen, wenn sie Szenen enthalten, die uns in Versuchung führen. Wir können vielleicht bestimmte Orte nicht mehr aufsuchen, weil da zu viele Auslöser sind und wir in eine Falle tappen würden.
Ich muss auch anerkennen, wenn bei mir eine Sucht vorliegt. Wie erkenne ich das?
- Wenn du immer wieder die Kontrolle verlierst (wenn du mehr von etwas machst, als du eigentlich möchtest).
- Wenn du ein gewisses Muster, einen Zwang erkennst: Wie oft hast du gesagt, dass du etwas Bestimmtes nicht mehr tun willst, und wie oft hat es nicht geklappt?
- Rechne einmal nach, wie viel Zeit du mit etwas verbringst, das Suchtpotential hat.
- Denkst du oft daran?
- Wenn du merkst, dass du deinen Arbeits-/Familienverpflichtungen nicht mehr ausreichend nachkommen kannst.
- Steigerung: Früher hättest du gesagt: So weit gehe ich nie…und dann gehst du doch weitere Schritte ein.
- Wenn du deshalb deinen Partner verlierst.
- Wenn du dich verstärkt in die Isolation zurückziehst.
Wenn mindestens 3 Punkte davon auf dich zutreffen, musst du wirklich die Entscheidung fällen, etwas in deinem Leben zu verändern.
„Wie lebe ich?“ heißt auch: „Wie denke ich?“ Aristoteles sagte einmal (so in etwa): Wenn man ein Ziel erreichen will, muss man seinen Pfeil höher zielen als die Mitte, damit man letztendlich ins Schwarze trifft. Man muss also bereit sein, mehr zu tun. Sag nicht: „Ich möchte mit diesem Verhalten aufhören“, sondern sag: „Ich möchte ein Leben in Freude leben. Ich möchte zu einem höheren Level gelangen.“
Prüf einmal deine Gedanken. Denn oft passiert es, dass wir uns in Gedanken verlieren und plötzlich draufkommen: So weit wollte ich doch gar nicht gehen! Ab wann bin ich für meine Gedanken verantwortlich?
Ein Beispiel: Ich gehe joggen und sehe eine attraktive Frau vorbeijoggen. Ich denke mir, dass sie total schön ist und ich spinne die Gedanken weiter: Ich könnte ja neben ihr herlaufen, etwas Cooles sagen und dann würde sie lachen. Wir würden dann plaudern und beim nächsten Getränkestand gemeinsam etwas trinken, da wir ja dehydriert sind. Ich bemerke, dass ich spät dran bin für die Arbeit, und da sie in der Nähe wohnt, würde sie mich einladen, bei ihr zu duschen. Da die Zeit knapp ist, würden wir gemeinsam in die Dusche gehen…. Und als ich da so vor mich hindenke, komme ich plötzlich drauf, was für einen Unsinn ich da zusammendenke.
Bis hierher kann ich noch nicht viel dafür. Da ich ein verwundeter Mensch bin, haben mich die Gedanken hierhergebracht. Aber jetzt, da es mir bewusst wird, habe ich die Wahl: auszusteigen oder weiterzumachen.
Fr. Sean empfiehlt hier folgendes:
Übergib Jesus deine ganze Fantasie, lade ihn ein, bei dir zu sein: „Jesus, komm in diesen Moment, sei du meine Zuflucht. Ich bitte dich um deinen Segen für diese Frau, die gerade vorbeigejoggt ist. Hilf mir, in dir das zu finden, was ich in diesem ganzen Schrott gesucht habe.“
Auch wenn du merkst, dass du Pornografie schauen willst, hast du die Wahl, sobald dir es bewusst wird. Dann sag: „Jesus, ich habe dir versprochen, bei dir Zuflucht zu nehmen. Sei du jetzt bei mir, denn du bist die Lösung meines Lebens, nicht die Pornografie, nicht die Masturbation. Ich brauche dich jetzt, damit du meine Probleme für mich löst.“
Das ist Übergabe.
Die andere, falsche, Reaktion wäre die:
„Oje, was denke ich da? Wo bin ich hier gelandet? Ich habe mir doch vorgenommen, nicht so weit zu denken/so weit zu gehen. Ich werde mich wohl nie ändern. Schon ist es wieder passiert. Ich habe einfach diesen Defekt. Und wenn ich schon hineingetappt bin, mach ich da eben weiter…“
Die Lüge bei all dem ist: Ich sollte diese Gedanken nicht haben.
Aber Gedanken kommen nun mal – zum Teil aus Erinnerungen, zum Teil aus Erlebnissen, denen wir ausgesetzt waren. Wir sind nicht verantwortlich für unfreiwillige unreine Gedanken. Aber wir sind sehr wohl verantwortlich für den Moment der Zustimmung, wenn es mir bewusst wird.
Wie wir uns entscheiden, liegt auch oft an der körperlichen oder seelischen Verfassung, in der wir uns gerade befinden: Bin ich hungrig, einsam oder müde? Habe ich gerade etwas Schlimmes erlebt? War jemand gemein zu mir? Sobald dir bewusst wird, dass du zur Pornografie als Trost gehen willst, bete. Jesus ist deine Zuflucht.
Wenn wir uns darin schulen, werden wir immer mehr fähig werden, den Moment der Gefahr zu erkennen und einen anderen Weg einzuschlagen.
Zur 3. Frage: Was bin ich bereit zu tun?
Wenn du merkst, dass es bei dir in Richtung Sucht geht, frage dich, was du wirklich dagegen zu tun bereit bist? Nur zu sagen: „Ich gehe ohnehin beichten, ich bete auch regelmäßig, das wird schon reichen“ oder „Ich habe ohnehin meine Männergruppe, in der wir uns austauschen“, ist eine Art von Stolz: „Ich möchte auf meine Art und Weise geheilt werden anstatt auf Jesu Art.“ Er gibt dir gewisse Werkzeuge (wie z.B. professionelle Hilfe zu suchen), aber du lässt sie außerhalb deines Werkzeugkastens. Manchmal muss man Dinge tun, die einem nicht behagen. Bist du bereit dazu?
Jesus fragt uns: „Möchtest du gesund werden?“ Wenn ja, was bist du bereit zu tun? Bist du bereit, „alles zu verkaufen“? Damit ist nicht der äußere Besitz gemeint, sondern die Bereitschaft, wirklich entscheidende Schritte zu tun. Jesus ersehnt für dich, dass du entdeckst, was es heißt, zu Ihm zu gehören und von Ihm geliebt zu werden (so wie Er vom Vater geliebt wird); was es heißt, dass Er deine Zuflucht ist und dass Er viel besser ist als all die Alternativen, die du ausprobiert hast, um dein Leben in Griff zu bekommen. Er ist es, der dir dabei helfen kann.
Bitte Jesus um den Mut, diesen nächsten Schritt zu tun, um wirklich frei zu sein, mit Ihm zu gehen, in Freude und erhobenen Hauptes, weil du bereit warst, alles aufzugeben, um Ihm zu folgen und weil du wirklich weißt, was es heißt ein geliebter Sohn/eine geliebte Tochter des Vaters zu sein.