Heiraten ein Märchen? Wie Gott sich das mit der Ehe gedacht hat.

Die „Theologie des Leibes“ stammt vom nun heiligen Papst Johannes Paul II, der anhand der Bibel das Thema Nr. 1 ganz neu erklärt hat. In der heutigen Zeit gibt es so viele Meinungen über die Ehe, sodass wir als Christen unbedingt besser wissen müssen, was unser eigenes Verständnis dabei ist. Wir haben 7 Punkte zusammengestellt, die dir einen neuen Blick auf das Thema geben können.

#1 Warum überhaupt heiraten?

Die meisten von uns leben mit ihren Eltern in einer Familie und wir alle wünschen, dass unsere Eltern für immer zusammenbleiben. Wer erleben muss, dass die Eltern sich trennen, der weiß, wie schmerzlich das ist und dass das einfach nicht so ist, wie es sein sollte. Wir selbst hoffen natürlich auch, dass wir einmal den Partner finden, mit dem wir durch alle „guten und schlechten“ Zeiten gehen werden. Ist das nur ein Wunschtraum? Ein Märchen? Wer sagt eigentlich, dass das so sein soll? Heute stellen sich ja viele die Frage, was eine Ehe eigentlich ist. Muss sie unbedingt nur aus Mann und Frau bestehen? Andere sagen, wieso überhaupt heiraten, wenn man sich irgendwann eh wieder scheiden lässt. Das ist wirklich eine berechtigte Frage. Wer legt fest, was eine Ehe ist und was nicht? Wenn das nur eine gesellschaftliche Idee oder Tradition ist, dann kann man das natürlich immer wieder verändern. Wenn wir aber davon überzeugt sind, dass Gott das festgelegt hat, dann geht es vielmehr darum zu verstehen, wie Gott sich das gedacht hat.

#2 Gott liebt uns wie ein Bräutigam

Hast du gewusst, dass Gott in der Bibel den Bund zu seinem Volk sehr oft mit der Ehe vergleicht? „Ich bin dein Schöpfer, dein Gemahl!“, sagt Gott im Buch Jesaja. Und gleichzeitig wird es mit einem Ehebruch verglichen, wenn das Volk Israel den Bund mit Gott bricht und sich von ihm entfernt. Im Neuen Testament schreibt Paulus dann, dass die Ehe ein „großes Geheimnis“ ist, das er auf „Christus und die Kirche“ bezieht. Es ist vielleicht der wichtigste Punkt in unserem christlichen Glauben. Wir glauben, dass Gott uns liebt wie ein Bräutigam seine Braut. Die Ehe hat aus dieser Sicht für uns etwas total mit Gott zu tun.

#3 Ein Zeichen für Gottes Liebe

Papst Johannes Paul II sagt, dass die Ehe ein „sichtbares Zeichen“ für die Liebe Gottes ist. Gott ist die Liebe. Und wir sind sein „Abbild“ bzw. sollten es sein. Die große Wahrheit über unser Leben ist: Gott ist ewiger, dreifaltiger Liebesaustausch und wir sind eingeladen daran teilzunehmen. So sagt es der Katechismus. Darum hat Gott uns als Mann und Frau als „sein Abbild“ erschaffen, damit wir an seiner Liebe teilhaben. Und zugleich sind wir damit ein „Zeichen“ für die Art und Weise, wie Gott liebt. Dabei geht es sicher nicht nur um eine „göttliche Regel“, die wir halt erfüllen sollen. Nein, es geht in erster Linie darum zu verstehen, wie wir leben sollen, damit wir wirklich glücklich werden.

#4 Wie gelingt unser Leben?

Wir wollen glücklich werden. Wir wollen, dass unser Leben gelingt. Wenn wir nun wissen wollen, wie das funktioniert, ist es klug, den zu fragen, der uns sozusagen „designed“ hat. Das ist wie bei einer Kaffeemaschine. Natürlich sind wir keine Maschine. Aber wenn eine Kaffeemaschine sprechen könnte, wäre sie am glücklichsten, wenn sie einen super Kaffee macht. Dabei gilt es, die richtigen Bohnen zu verwenden, den Mahlgrad einzustellen, Wasserdruck usw. Und am besten liest man die Betriebsanleitung durch oder lässt es sich vom Hersteller erklären. Wer eine Kaffeemaschine hingegen falsch verwendet, wird nie richtig guten Kaffee bekommen oder sie sogar kaputt machen. Wenn wir also wollen, dass unser Leben funktioniert, dann müssen wir uns fragen, wie wir „designed“ sind. Die Antwort ist: Wir sind designed nach Gottes Liebe. So zu lieben, wie Gott liebt. Das bedeutet es, „Abbild Gottes“ zu sein. Glücklich werden wir nur, wenn wir die Liebe so leben, wie Gott das tut. Und wie tut er das? Er gibt sich hin als Bräutigam für seine Braut.

#5 Sprache des Leibes

Gleichzeitig ist es aber auch so, dass man an einer Kaffeemaschine auch erkennen kann, wozu sie da ist, auch ohne Betriebsanleitung. Man spricht von einem guten Design, wenn sie sich auch intuitiv bedienen lässt. Und so ist das auch mit der Ehe. Gott hat uns so designed, dass wir, wenn wir Mann und Frau genau anschauen, sehen können, dass sie zusammenpassen, dass sie einander ergänzen, eine Einheit bilden können. Und durch diese Einheit wird die Liebe von Mann und Frau schließlich fruchtbar in einem Kind. Der Papst nennt das die „Sprache des Leibes“. Und er fügt hinzu, dass wir darauf achtgeben sollen, ob wir mit unserem Leib die Lüge oder die Wahrheit sprechen.

#6 Sakrament

Du hast sicher gelernt, dass die Ehe für uns Katholiken ein „Sakrament“ ist. Was bedeutet das eigentlich? Wir kennen die sieben Sakramente, wie Taufe, Beichte, Eucharistie oder eben auch die Ehe. Die Sakramente sind „konkrete Zeichen, die etwas bewirken“. Bei der Beichte sind wirklich die Sünden vergeben und bei der Eucharistie wird Brot wirklich verwandelt in den Leib Christi. Was geschieht beim Sakrament der Ehe? Bei der Ehe wird der Bund Gottes zu uns Menschen sichtbar und wirksam. Für Christen ist die Ehe nicht nur ein „Ich liebe dich und du liebst mich“, sondern sie sind sich bewusst, dass sie durch ihre Ehe, Gottes Liebe sichtbar machen. Das drückt das Eheversprechen aus: „Ich nehme dich an als meinen Mann/ meine Frau…“ (freie Wahl), „ich verspreche dir die Treue…“ (Treue), „in guten und schlechten Zeiten bis der Tod uns scheidet…“ (uneingeschränkt) und „wir nehmen die Kinder an, die Gott uns schenkt…“ (fruchtbar).

#7 Eine ganz andere Dimension

Papst Johannes Paul II sagt, dass das Eheversprechen gerade in der geschlechtlichen Vereinigung zum Ausdruck kommt. Hier drücken die Eheleute eben genau das aus, was sie im Eheversprechen versprochen haben: „Ich nehme dich in Treue an und auch die Kinder, die Gott uns schenkt…“ Darum ist eine Ehe übrigens kirchlich erst dann gültig, wenn es zu der geschlechtlichen Vereinigung gekommen ist. Ehe und Sex haben für uns Christen eine ganz andere Dimension. Die Ehe und Sexualität sind für uns ein besonderes Zeichen für Gott. Und so sind wir überzeugt, dass uns eine Ehe nur erfüllen wird, wenn wir es im Sinn dieses Zeichens versuchen zu leben. Nicht weil es ein Gebot ist, sondern weil Gott uns so designed hat und die Ehe so „funktioniert“.

Quelle: YOU! Magazin, Mai/Juni 2020, Aus der Serie „Kirche& Sex / Theologie des Leibes“, Teil 9, S. 38-39 | Text: Michi Cech ist seit 1998 Chefredakteur von YOU! Magazin, seit 2017 verheiratet und Vater zweier Kinder.
2023-03-19T13:46:14+01:00
Nach oben