Frage:
Die meisten Leute würden, wenn sie mich sehen, sagen: „Was hat die schon für Probleme, die ist in der Schule gut, arbeitet in der Pfarrjugend mit und ist so brav, dass sie nie Stress bekommt!“ Aber in echt hab‘ einfach nur das Gefühl, dass mein ganzes Leben nur aus Problemen besteht. In der Schule bin ich nicht sehr beliebt, meine Eltern bereiten mir nur Schwierigkeiten, und ich fühle mich von ihnen unter Druck gesetzt. Auch hab‘ ich Probleme mit meinem Körper, die ich jetzt aber nicht so nennen will. Ich versuche regelmäßig zu beten, aber oft spüre ich einfach gar nichts und ich frage mich, warum ich noch bete, wenn Gott mir doch eh nicht hilft…
Antwort:
Danke für deine ehrliche und offene Nachricht. Den ersten Schritt hast du schon geschafft. Alles aufzuschreiben, was dir auf der Seele brennt. Ja, du darfst es zulassen, dass es Dinge in deinem Leben gibt, die dich verletzen oder mit denen du nicht zurechtkommst, selbst wenn sie dir banal vorkommen.
Gottes Plan für unser Leben ist, ein erfülltes Leben zu haben. Sein sehnlichster Wunsch für uns ist es, dass wir glücklich sind. Von „brav sein“ hat er so eigentlich nie gesprochen. Er hat uns als freie Menschen erschaffen, damit wir aus eigener Überzeugung auf seine Liebe antworten und unser Leben auf ihn hin ausrichten können. Ja, Gott möchte, dass du glücklich bist. Du bist sein Lieblingskind! Lass dir das mal auf der Zunge zergehen, du bist kostbar und wertvoll in seinen Augen. Leider stellen wir uns oft unter den Blick anderer Leute, unserer Freunde, Eltern oder der Gesellschaft, vergleichen uns und kommen zu dem Entschluss, nicht gut genug zu sein. Doch das ist FALSCH!
Ich möchte dich ermutigen, auszubrechen aus allen Erwartungen und Vorurteilen, die dein Umfeld an dich stellt. Vielleicht kannst du ein offenes Gespräch mit deinen Eltern suchen. Sag ihnen, wie du dich fühlst und was du dir wünschst. So ein Gespräch ist nicht einfach, kann aber viele Missverständnisse ausräumen.
Finde heraus, was deine Stärken und Talente sind, und setze sie ein. Ich finde es gut, dass du in der Pfarrjugend aktiv bist. Bring dort deine Fähigkeiten ein, engagiere dich für die Dinge, die dir wichtig sind, und trau dich auch mal „Nein“ zu sagen, selbst wenn sich sonst keiner findet.
Weiter schreibst du, dass du Probleme mit deinem Körper hast. Ich glaube, dass wir Frauen immer wieder damit zu kämpfen haben, die eigene Schönheit zu erkennen. Aber wer definiert eigentlich Schönheit? Ist nur schön, was grade im Trend ist? Sind abgemagerte Models wirklich das Schönheitsideal? Es fällt uns meistens leichter, das Negative an uns zu finden, das, womit wir nicht ganz zufrieden sind. Dabei vergessen wir, dankbar zu sein, für das, was schön an uns ist, und da gibt es bei jeder Frau sehr viel! Mustere dich also mal genau und schreib auf, was schön an dir ist. Danke Gott dafür, wie er dich geschaffen hat. Dann schau auf die Dinge, die du nicht so schön an dir findest. Kannst du manches vielleicht verbessern, z.B. durch Sport, gesunde Ernährung oder ein bisschen Make Up? Wie sieht’s mit deinen Klamotten aus? Hast du deinen Stil schon gefunden. Wenn du dir dabei schwertust, frag doch eine Freundin, ob sie dich berät, was dir steht und was du kombinieren kannst. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir das Beste aus uns rausholen sollten, anstatt uns zu verstecken. Gott möchte, dass du seine Schönheit widerspiegelst und das tust du, indem du das Schöne in dir erkennst und betonst.
Zum Schluss möchte ich noch auf deine Beziehung mit Gott eingehen. Manchmal ist es nicht leicht zu beten und zu glauben. Alles fühlt sich trocken und sinnlos an. Diese Zeiten kennt jeder Christ. Aber dann erinnere dich an Zeiten, in denen du Gottes Gegenwart richtig spüren durftest, an den Moment, als du Jesus dein Ja gegeben hast. Und dann erneuere dieses Ja zu ihm, auch wenn du nichts spürst. Schenk ihm ganz neu dein Herz, halte ihm alles hin, was dich verletzt, erlaube ihm, deine Wunden zu heilen. Vielleicht wird Gott nicht gleich antworten oder anders, als du es erwartest, aber er wird dir antworten, denn unser Gott ist ein liebender Gott, der sich um seine Lieblingskinder sorgt.