Wir haben ein junges Paar zu ihrem ersten Ehejahr befragt und wollen wissen, was nach der Hochzeit wirklich abgeht.
Es gehört zur tiefsten Berufung und Sehnsucht des Menschen zu heiraten und eine Familie zu gründen. Wollen wir nicht alle mal eine Beziehung, die hält und in der wir uns „angekommen“ fühlen? Als junge Christen machen wir uns dementsprechend viele Gedanken darüber, wie das Leben in einer guten Ehe aussieht. Vieles dreht sich um die Zeit vor der Ehe, zum Beispiel, wie man den richtigen Partner findet, und warum man erst in der Ehe miteinander schlafen sollte. Aber wie es dann tatsächlich ist, verheiratet zu sein, ist für Singles wahrscheinlich schwer vorzustellen. Was sind die Schwierigkeiten, die Herausforderungen und die Freuden, die man erlebt, wenn man den Schritt von Beziehung zur Ehe geht? Wir haben Christina und Sascha Ungar zu ihrem ersten Ehejahr befragt.
Christina und Sascha, ihr habt vor einem Jahr geheiratet. Erzählt uns ein bisschen über euer Leben. Wie sieht euer Alltag aus?
Sascha: Der gemeinsame Alltag ist ein bisschen weniger romantisch, als wir uns das vorgestellt haben. Aber es ist auch wunderschön, den Alltag miteinander zu leben. Wir haben eine gewisse Regelmäßigkeit, wir stehen gemeinsam auf und gehen gemeinsam schlafen, beten morgens und abends miteinander. Wir versuchen auch immer wieder neben der Arbeit aus dem Alltag auszubrechen und bewusst miteinander Zeit zu verbringen und auf kleine Abenteuer zu gehen, zum Beispiel Klettern, Radfahren oder Essen zu gehen.
Christina: Wir bemühen uns sehr darum, einmal in der Woche einen Eheabend zu verbringen. Das ist dann wie ein Date… An diesem Abend geht es um unsere Ehe, wie es uns mit dem anderen geht und wie es uns persönlich geht.
Sascha: Ich kann es wirklich empfehlen, solche Abende schon in der Beziehung einzuplanen und sich bewusst die Zeit zu nehmen, um wirklich zum Reden zu kommen. Auch wenn wir jetzt schon drei Jahre zusammen sind, lernen wir uns an diesen Abenden immer noch besser kennen.
Wie ändert sich die Dynamik, wenn man dann in der Ehe zusammen wohnt und lebt? Entwickelt sich ein gewisses Pflichtgefühlt?
Christina: Man muss sich weniger verabreden und Treffen ausmachen, sondern man wohnt einfach gemeinsam, was nicht heißt, dass man sich nicht bewusst Zeit füreinander nehmen muss. Es fühlt sich anders als vorher an, weil man neben dem Ehepartner aufwacht und das ein Vollständigkeitsgefühl gibt.
Sascha: Ich finde, die Beziehung wird dadurch tiefer. Es kommt ein gewisses Pflichtgefühl, weil der andere jetzt auf einmal mein Partner fürs Leben ist und ich nicht einfach weglaufen kann. Es geht beim Zusammenleben in der Ehe wirklich um mehr, nämlich um gemeinsam so zu leben, dass wir in den Himmel kommen. Die ersten paar Monate unserer Ehe haben wir in einer sehr kleinen Einzimmerwohnung gewohnt. Viele Streitereien und Diskussionen sind dadurch schnell aufgekommen, die andere Paare vielleicht erst viel später haben. Ich bin dafür aber sehr dankbar, weil wir durch diese schwierige Phase miteinander wachsen und reifen durften und durch das Versöhnen vieles in unserer Beziehung heil geworden ist.
Wie war es für euch auf Sex bis zur Ehe zu warten? Wie habt ihr diese Zeit gelebt?
Christina: Es war eine wichtige Zeit des Kennenlernens, weil man viel Zeit hat, miteinander zu reden und die Sexualität sozusagen nicht dazwischenkommt.
Sascha: Es war eine wunderschöne, aber auch eine sehr herausfordernde Phase, weil das Warten sehr schwierig ist, wenn man sich sehr gern hat und sich attraktiv findet. Instinktiv möchte man natürlich schon weitergehen. Andererseits ist diese Zeit auch sehr fruchtbar, weil viele Probleme und Diskussionen schneller aufkommen. Sex bietet die Möglichkeit, Probleme zu überdecken und das hatten wir dann natürlich nicht, sondern mussten die Dinge immer ansprechen.
Wie ist es, dann endlich miteinander zu schlafen? War es in gewisser Weise eine Erleichterung? Hat sich das Warten gelohnt?
Christina: Es ist wunderschön. Eine Erleichterung würde ich es nicht nennen, für mich war es eher ein Erwarten von etwas Schönem. Das Warten hat sich voll und ganz gelohnt, weil ich mich in meinem ganzen Sein Sascha schenken durfte.
Sascha: Also für mich war’s definitiv eine Erleichterung. Ich musste mich während der Beziehung sehr zurücknehmen und diese Zurückhaltung endlich mal ablegen zu können ist ein gutes Gefühl, ein Durchatmen. Ich bin froh, dass wir diesen Weg gegangen sind und uns selbst treu geblieben sind, und ich denke, wir wären beide nicht glücklich gewesen, hätten wir den „Shortcut“ genommen und doch miteinander geschlafen.
Wie bringt ihr Gott in eure Beziehung?
Christina: Wir beten bewusst gemeinsam morgens und abends und wir versuchen gemeinsam in die Anbetung zu gehen.
Sascha: Wir beten täglich gemeinsam ein Gesätz vom Rosenkranz und danken Gott jeden Abend für den Tag, das ist für uns ein Ritual und ich denke, es ist wichtig solche Rituale zu haben.
Flacht die anfängliche Begeisterung und Leidenschaft füreinander ab? Wie haltet ihr es spannend?
Sascha: Ich würde sagen, ganz im Gegenteil: Die anfängliche Begeisterung nimmt eher zu. Am Anfang ist alles ungewohnt und auf sexueller Ebene muss man sich erst zusammenfinden. Es ist eher wie das Laufen lernen, später macht es erst so richtig Spaß und die Begeisterung nimmt immer mehr zu.
Christina: Es wird nie langweilig (lacht).
Wie wahrt ihr den Frieden? Wie arbeitet ihr an eurer Beziehung?
Christina: Ein ständiges Auf-den-anderen-Zugehen, Sich-entschuldigen und die Themen, die einen beschäftigen, Ansprechen, ist sehr wichtig. Die Liebe wird dadurch eindeutig immer größer.
Sascha: Auch wenn man einmal einen Fehler macht und darauf hingewiesen wird, sollte man den einfach einsehen. Wenn von beiden die Bereitschaft da ist, an der Beziehung zu arbeiten, einander zu verzeihen und die schönen Zeiten gegenüber den schwierigen überwiegen zu lassen, kann man den Frieden wahren.
Welchen Rat würdet ihr einem jungen Paar geben, auch in Bezug auf das Warten?
Christina: Ich würde auf jeden Fall raten, die Liebessprachen des anderen sprechen zu lernen, weil das total den Liebestank auffüllt und man sich dadurch noch geliebter fühlt.
Sascha: Mein Tipp in Bezug auf das Warten ist, nicht mit dem Feuer zu spielen. Natürlich will man miteinander Zeit verbringen, sich Küssen, dem anderen nah sein. Aber sobald man Grenzen überschreitet, wird es immer schwieriger, zurückzugehen und diese Grenzen wieder aufzustellen. Ein anderer wichtiger Rat ist, miteinander zu beten, es klingt vielleicht selbstverständlich, ist aber gar nicht so einfach. Man muss sich bewusst machen, dass, wenn man nicht an der Beziehung arbeitet und Gott in den Mittelpunkt stellt, die Dinge von alleine nicht besser, sondern eher komplizierter werden.